Veranstaltungsreihe

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„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Bertold Brecht

Wir organisieren eine Veranstaltungsreihe in Berlin gegen Knäste und im Speziellen für unsere anarchistischen Gefährt*innen Lisa und Thomas. Sie teilen Ihr Schicksal mit vielen tausend anderen, die in der BRD im Knast sitzen. Hier zeichnet sich exemplarisch der Konflikt ab, in dem wir alltäglich mit Staat und Kapital stehen.

Thomas wurde 1996 bei einem Banküberfall festgenommen und zu 16 Jahren und 9 Monaten Haft verurteilt. Obwohl er schon hätte entlassen werden sollen, hat die Justiz ihn im Juli 2013 in die Sicherungsverwahrung verlegt. Zur Zeit sitzt Thomas in der JVA Freiburg. Wann und ob er aus dem Knast rauskommen wird ist ungewiss.

Lisa wurde 2015 im Zuge der Repression gegen die anarchistische Bewegung in Spanien festgenommen. Sie wurde beschuldigt, Mitglied einer „anarchistischen bewaffneten Gruppe“ (Grupos Anarquistas Coordinados) zu sein. Als sie danach wieder auf freiem Fuß war, wurde ihre DNS ohne richterliche Genehmigung entnommen. 2016 wurde sie erneut festgenommen und beschuldigt einen Bankraub in Aachen begangen zu haben. 2017 wurde sie deshalb zu 7 Jahren und 6 Monaten Haft durch das Landericht Aachen verurteilt, und sitzt zurzeit in der JVA Willich II.

So wie viele andere Menschen auf der Welt kämpfen Lisa und Thomas für die Freiheit. Sie kämpfen gegen die Eigentumsverhältnisse, gegen die Unterdrückung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Herkunft oder ihres Daseins als Ausgebeutete. Dies ist ein Kampf, den wir auch in Berlin und anderswo führen. Wir können und sollen die Gefangenen nicht allein lassen. Denn nur so können wir unsere Kämpfe für unser Verlangen nach Freiheit mit ihnen in und außerhalb des Knastes verbinden.

Lisa und Thomas sind Anarchist*innen, die im Knast weiterkämpfen. Sie zeigen die Zustände, die ihnen im Knast aufgezwungen werden, nicht nur auf und kritisieren sie, sondern kämpfen auch dagegen. Der Knast ist kein Ort, um Menschen zu „resozialisieren“, sondern um unerwünschte und überflüssige Menschen zu bekämpfen und einzusperren. Hier werden hausgemachte Probleme und Konflikte kurzfristig gelöst, für die die auf Eigentum begründete Gesellschaft verantwortlich ist. Armut, Verzweiflung und Auswegslosigkeit werden weggesperrt, sowie diejenigen, die gegen diese Zustände rebellieren. Staat und Knäste sind Ausdruck einer Gesellschaft, die nicht selbstbestimmt und in Freiheit ihre Angelegenheiten regeln kann. Um dieser Logik der Unterdrückung zu entkommen, müssen der Staat und der Kapitalismus zerstört werden.

Wir Kämpfen gegen eine Welt, die Menschen in Klassen einteilt, in der die Bonzen uns als Prolet*innen ein versklavtes Dasein als Ausgebeutete aufzwingen. Wir kämpfen gegen eine Welt in der die Solidarität, aufgrund von Vereinzelung und Egoismus, in eine unerreichbare Ferne gerückt wird. Für uns ist Solidarität gegenseitige Verantwortung, das gleichberechtigte Miteinander und der freie Zusammenhalt. Sobald sie aufflammt, versuchen die staatlichen Repressionsbehörden sie im Keim zu ersticken.

Wir leben in Zeiten, in denen der dystopische Roman von Orwell 1984 zur Realität geworden ist. Komplette Überwachung und Kontrolle durch den Staat und die Konzerne, mittels Kameras, soziale Medien, GPS auf Handys, Apps, Bullen, Banken, usw..

So leben wir zwar nicht direkt im Knast, jedoch ähnelt die Gesellschaft außerhalb der Mauern einem Freiluftgefängnis. Die Methoden der Kapitalbesitzenden und ihrer Schergen können wir bei den 3 untergetauchten angeblichen RAF Geldtransporträuber*innen oder den G20-Protesten verfolgen: Öffentliche Fahndungen, Hetzjagden, Aufforderung zur gegenseitigen Denunziation gegen diejenigen, die sich für ein paar Jahre oder Stunden ihre Freiheit genommen haben.

Für uns ist heute wichtig Lisa und Thomas in unser Bewusstsein zu rufen und sie in Gedanken mit auf die Strasse zu nehmen, um für eine solidarische Gesellschaft ohne Knäste zu kämpfen. Denn ein revolutionärer Kampf gegen Kapitalismus, Staaten und Patriarchat ist sich erst selbst gerecht, wenn dieser die Freiheit aller Menschen, daher auch aller Gefangenen, erstreitet.

Vor langer Zeit mahnte der Revolutionär Guy Debord die anarchistische Bewegung mit folgenden Gedanken, die heute nicht an Aktualität verloren haben:

„Gefährt*innen, Wir stehen der spektakulären Aufrüstung des Staates bei, unser großer Feind, etwas, das alle herrschenden Klassen der Welt tun, wenn sie dem Zerfall ihrer Fundamente einen Schein von Festigkeit verleihen wollen.[…] Wir haben einen Kampf geführt, von dem wir nicht wussten, wie dieser zu führen sei. Wir hatten Gefallene, wir haben Gefangene. Der Kampf für ihre Befreiung kann ein Ausgangspunkt für eine neue revolutionäre Bewegung sein, die effektiver und kohärenter ist. Das Schweigen und die Untätigkeit werden uns mit Schande füllen, die Geschichte wird uns niemals verzeihen.“ Guy Debord, an die Libertären

Eine Bewegung die ihre Gefangenen vergisst, ist schon im Voraus besiegt!

Freiheit für Lisa und Thomas!

Freiheit für alle Gefangenen!

Anarchist*innen